Hunderte Menschen im Landkreis Güstrow geraten immer wieder in die Schuldenfalle: Allein 72 neue Klienten mit 1,9 Millionen Euro Schulden hat Ronald Werner, seit elf Jahren Schuldner- und Insolvenzberater beim DRK-Kreisverband Güstrow, vergangenes Jahr hinzubekommen. „Der Aufwand wächst von Jahr zu Jahr“, sagt er. Insgesamt betreut er aktuell 389 Klienten – Tendenz steigend. Der Ansturm der Schuldner sei nicht mehr zu bewältigen.

„Es gibt unglaublich viele Neuanmeldungen und lange Wartezeiten“, sagt Werner. Bis zu vier Monate muss ein Schuldner auf einen Termin bei ihm warten. Aufgrund des Andrangs ist die individuelle Beratungszeit stark begrenzt. „Ich versuche deshalb, die Klienten dahin zu bringen, dass sie aktiv mitarbeiten. Das ist aber größtenteils nicht der Fall.“ Vor allem junge Schuldner würden ihre Probleme einfach bei Werner abladen und darauf vertrauen, dass er sie schon schuldenfrei machen würde. „So funktioniert das nicht“, unterstreicht Werner. „Wenn die Klienten ordentlich mitarbeiten würden, könnten viel mehr Schuldner ihre Probleme lösen und schuldenfrei werden.“

„Alles spricht von dem Aufschwung nach der Krise. Bei mir merke ich das nicht“, sagt Astrid Peters. Seit nunmehr 18 Jahren ist sie Schuldnerberaterin in Bützow. 120 neue Fälle hat sie 2010 bearbeitet. „Das ist eine Grenze, mehr geht pro Jahr nicht“, sagt sie. Immerhin spricht sie von rund 300 Klienten, die sie parallel betreut mit einem Gesamtschuldenberg von 2,34 Millionen Euro. Das schwanke von Jahr zu Jahr zwischen 1,8 und 2,5 Millionen Euro. Denn, jedes Jahr lege sie auch über 100 Fälle zu den Akten, 2010 waren es 145. Das heißt aber nicht, dass alle Klienten danach schuldenfrei sind. Denn mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens ist die Arbeit von Astrid Peters beendet. Nur in 21 der 145 Fälle, die sie 2010 abschloss, waren die Klienten anschließend schuldenfrei. Die anderen machten sich auf den Weg in die Privatinsolvenz.

Dass von Schulden, die sie nicht mehr in den Griff bekommen, immer mehr Rentner betroffen sind, habe sich im vergangenen Jahr deutlich gezeigt. „Waren im Jahr 2009 bei den Neufällen drei Rentner, waren es im vergangenen Jahr schon zehn“, lässt Astrid Peters Fakten sprechen. Es handele sich um Menschen, die vor 20 Jahren mit um die 40 Jahre arbeitslos wurden und sich dann von ABM zu ABM gehangelt haben, zwischenzeitlich arbeitslos waren oder einen Job mit nur geringen Einkommen hatten. „Das schlägt sich nun bei der Rente nieder“, sagt Astrid Peters. Sie befürchtet, dass deshalb die Zahl der Schuldner in dieser Altersgruppe weiter zunehmen wird.
SVZ vom 08.01.2011